Aus der Universitätsklinik für Orthopädie bei Huf- und Klauentieren der Veterinärmedizinischen Universität Wien
(Vorstand: O. Univ. Prof. Dr. Christian Stanek)

KINEMATISCHE MESSUNG DES EINFLUSSES DES REITERS AUF DAS BEWEGUNGSMUSTER DES PFERDES
Wien, im Oktober 1998

Auszugsweise:

EINLEITUNG

Entwicklung der Fragestellung
Der Reiter hat unbestritten großen Einfluss auf das Pferd. Durch sein Gewicht, sein Einwirken auf das Pferdemaul und seine treibenden Hilfen veranlasst er das Pferd, gewisse Bewegungscharakteristika zu zeigen.

Im Rahmen dieser Dissertation soll anhand objektiver Kriterien untersucht werden, inwieweit der Reiter auf das Gangbild des Pferdes Einfluss nimmt.

Arbeitshypothese
Der Reiter wirkt mit seinen treibenden (Gewicht und Schenkel) und haltenden (Hand und Gewicht) Hilfen auf das Pferd ein und beeinflusst dadurch die Geschwindigkeit, die Kopfhaltung, das Gangbild und die Symmetrie.

Fragestellung
Beeinflussen Reiter unterschiedlichen Ausbildungsgrades das Gangbild des Pferdes in verschiedenartiger Weise, unter besonderer Berücksichtigung der Stützbeinlahmheit?

 

MATERIAL UND METHODE

Pferde
Für die vorliegende Untersuchung wurden 20 Pferde nach folgenden Gesichtspunkten ausgewählt:

Die 20 Probanden (zwei Stuten, drei Hengste und fünfzehn Wallache) waren zwischen 7 und 23 Jahre alt.

Reiter
Die Pferde wurden von zwei Reitern unterschiedlichen Ausbildungsgrades ausgesessen im Trab auf der rechten Hand vorgestellt.

Reiter 1: weiblich, 65 kg, 168 cm, Freizeitreiterin, keine spezielle Reitausbildung
Aufgabe: ausgesessen geradeaus traben
Reiter 2: männlich, 71 kg, 175 cm, Ausbildung zum staatlich geprüften Reitinstruktor, Dressur Klasse S und Vielseitigkeit Klasse L 
Aufgabe: ausgesessen im Arbeitstempo oder versammelten Tempo (nach Ausbildungsstand) traben.

Marker
Als Marker wurden Styroporkugeln mit einem Durchmesser von 7 cm, die mit einer reflektierenden Folie (Scotchlite 8810 der Firma 3M) beklebt worden waren, verwendet. Die Kugeln wurden mit Hilfe einer selbstschneidenden Schraube auf einer Plastikunterlage (2,5 x 6 cm) befestigt, und diese dann mit Doppelklebefolie und Textilklebeband an den Markierungspunkten an Pferd und Reiter fixiert.

Abbildung 1: Marker an Pferd und Reiter

Marker am Pferd: Kopf 1, median am Nasenriemen
Kopf 2, median am Stirnriemen
Sattel, median am Hinterzwiesel
Os sacrum 1, am 1. Kreuzwirbel
Os sacrum 2, am letzten Kreuzwirbel
Karpalgelenk, lateral an der Tuberositas ossis metacarpalis III
Fesselgelenk vorne, lateral im Bereich des Gelenksspaltes
Trachte vorne, lateral an der Trachtenwand distal des Kronrandes 
mittels einer Halbkugel
Tarsalgelenk, lateral an der Tuberositas ossis metatarsalis III
Fesselgelenk hinten, lateral im Bereich des Gelenksspaltes
Trachte hinten, lateral an der Trachtenwand distal des Kronrandes 
mittels einer Halbkugel

 

Marker am Reiter: Kopf, lateral am Kopf oberhalb des Ohres an einem Stirnband
Schulter, lateral am Schultergelenk
Ellbogen, lateral am Ellbogengelenk
Hand, am Handrücken
Rücken, median am 1. Lendenwirbel
Hüfte, am Hüfthöcker
Knie, lateral am Kniegelenk
Ferse, lateral im Bereich des Fersenhöckers (am Stiefel)
Zehenspitze, axial an der Schuhspitze

Die Marker des Reiters wurden in dieser Arbeit nicht zur Auswertung herangezogen.
Die Marker wurden nur auf der rechten Seite angebracht, da von der rechten Seite gemessen wurde. Damit keine einseitigen Bewegungseinschränkungen durch die Klebebänder an den Gelenken entstehen konnten, wurden auf beiden Seiten Klebestreifen über die Gelenke geklebt.

Methode
Am Messtag wurden die Pferde mit einem Zweipferdetransporter (LKW) vom Stall an die Universitätsklinik gebracht (Fahrtdauer: ca. 20 Minuten). Nach dem Ausladen erfolgte eine erste, subjektive Lahmheitsbeurteilung durch zwei Tierärzte, wobei die Pferde auf einer betonierten Vorführbahn an der Hand vorgetrabt wurden. Anschließend wurden die Tiere ca. 15 Minuten in der Halle (20 x 40 m, gewalzter Sandboden) bewegt, um sich an den Messaufbau zu gewöhnen. Danach wurden die Marker befestigt, dies beanspruchte ungefähr zwanzig Minuten pro Pferd.

Die Reihenfolge der Messungen wurde durch Ziehung bestimmt (Randomisierung). Dann wurden die Pferde, je nach Randomisierung in unterschiedlicher Reihenfolge, an der Hand von Reiter 2 mit geringstmöglicher Beeinflussung vorgetrabt, bzw. von den Reitern im Trab vorgestellt.
Eine Messeinheit bestand aus drei Messungen (ohne Reiter, Reiter 1 und Reiter 2). Jede der Messungen setzte sich aus acht Durchgängen zusammen, wobei je Durchgang einmal durch die Messstrecke geritten wurde, um mindestens acht Bewegungszyklen pro Messung zu erhalten. Die Messstrecke betrug 12 m. Zwischen den einzelnen Messeinheiten hatten die Pferde 5 bis 10 Minuten Erholungszeit, in der sie im Schritt bewegt wurden.

Messaufbau
Sechs High-Speed-Videokameras wurden in einem Bogen in der Mitte der Reithalle (20 x 40 m) aufgestellt, sodass die Kamera 1 und 4 den Beginn, die Kamera 2 und 5 den Mittelteil und die Kamera 3 und 6 das Ende der Messstrecke einsehen konnten. Die Messstrecke verlief entlang der den Fenstern abgewandten, langen Seite der Reithalle und wurde so gewählt, dass 1 bis 3 Bewegungszyklen pro Durchgang (abhängig vom Pferd) aufgenommen werden konnten.

Meßsystem MAC (Motion Analysis Corporation)

Die Ringblitze an den Kameras sendeten mit einer Frequenz von 120 Hz Rotlicht aus, das von den Markern an Pferd und Reiter reflektiert und von den High-Speed-Videokameras aufgenommen wird. Der Workstation errechnet mit Hilfe der Kalibration aus dem zweidimensionalen Videobild ein dreidimensionales Modell (Tracking).

Kinematische Parameter

Allgemeine Definitionen
Unter einem Bewegungszyklus versteht man jenen Teil einer periodisch wiederkehrenden Bewegungsfolge, der von einer festgelegten Gliedmaßenposition bis zur Wiederkehr derselben auftritt. Der Weg, den das Pferd während eines Bewegungszyklus zurücklegt, wird als Bewegungszykluslänge (=Schrittlänge), die verstrichene Zeit als Bewegungszyklusdauer bezeichnet.
Die Dauer eines Bewegugszyklus wird in eine Stützbeinphase und eine Hangbeinphase unterteilt; diese werden in Relation zur Bewegungszyklusdauer als relative Stützbeinphasendauer bzw. relative Hangbeinphasendauer bezeichnet.

Untersuchte Parameter

   Geschwindigkeit (m/s)
Die Geschwindigkeitsverteilung wurde wie folgt errechnet:
Die Bewegungszyklusdauer wird über die Geschwindigkeit der horizontalen Bewegung des Referenzhufes errechnet.

   Symmetrie
Beurteilung mittels Spektralanalyse (PEHAM, 1994)
Eine Lahmheit kann am besten durch den Links-Rechts-Vergleich der Ausgleichsbewegungen erkannt werden. Die Ausgleichsbewegung äußert sich am stärksten in der Z-Koordinate eines definierten Punktes. Hier werden die Marker von Kopf 1 und Os sacrum 1 zur Auswertung herangezogen. Bei einer Stützbeinlahmheit wird während der Fußung der erkrankten Vorderextremität der Kopf nicht so weit abgesenkt wie bei der Fußung der gesunden Extremität. Bei einer Erkrankung der Hinterextremität erreicht die Hüfte der schmerzhaften Extremität am Ende der Stützbeinphase den tiefsten Punkt und wird durch die gesunde Extremität in die Höhe gehoben. Der Marker in der Medianen zeigt die gleichen Bahnkurven wie die Summenkurve der beiden Hüftknochen. Es handelt sich hier um beinahe periodische Vorgänge von biologischen Systemen; diese können durch eine gemittelte Fourier-Reihe repräsentiert werden.

Aus den transformierten Daten werden die Grundwelle und die 1. Oberwelle der Ausgleichsbewegung bestimmt; aus ihrem Verhältnis wird auf den Grad der Lahmheit geschlossen.

Symmetrie bedeutet, dass sich die Bewegungen des Kopfes während der Stützbeinphase der Vorderextremitäten gleichen; das entspricht einem Sinus mit doppelter Frequenz des Bewegungszyklus. Eine Asymmetrie zeigt eine gegenläufige Kopfbewegung während der Stützbeinphasen links und rechts. Das einmalige Absenken des Kopfes pro Bewegungszyklus entspricht einem Sinus mit der einfachen Frequenz des Bewegungszyklus; somit ist die Grundwelle die Asymmetrie und die 1. Oberwelle die Symmetrie im Bewegungsablauf. Das Gleiche gilt auch für die Bewegungen des Os sacrum.

Die Symmetriebetrachtungen beruhen darauf, dass man den Bewegungszyklus halbiert und vergleicht, ob die erste Hälfte der zweiten entspricht. In einer Fourier-Reihe liefert das 1. Glied (Grundwelle) den asymmetrischen Signalanteil und das 2. Glied (1. Oberwelle) den symmetrischen Signalanteil. Der Gleichanteil wird hier nicht beachtet, da er über die Lahmheit keine Auskunft gibt, sondern nur die Höhe des Kopfes angibt.

In der vorliegenden Arbeit wurde das von PEHAM (1994) für die Vorderextremität am Laufband entwickelte Bewertungsschema auch zur Symmetriebewertung der Hinterextremität verwendet.

Symmetrie 100 % (= 0,0)  
99 - 81 % (= 0,01 - 0,19) keine Lahmheit (physiolog./patholog. Asymmetrie)
66 - 80 % (= 0,20 - 0,34) 1. Grad
51 - 65 % (= 0,35 - 0,49) leichter 2. Grad
31 - 50 % (= 0,50 - 0,69) mittlerer 2. Grad
11 - 30 % (= 0,70 - 0,89) schwerer 2. Grad
01 - 10 % (= 0,90 - 0,99) 3. Grad
Nicht Symmetrie 00 % (= 1,00)  

Lahmheitszuordnung über die Grundwellen

Die Zuordnung der Lahmheit erfolgt mit Hilfe des rechten Vorderhufes. Im Trab fußen die diagonalen Beinpaare gleichzeitig. Betrachtet man die Phasenbeziehungen der Grundwelle von Kopf oder Os sacrum und dem rechten Vorderfuß, kann die Lahmheit zugeordnet werden. Ist die Grundwelle der Absenkung des rechten Vorderhufs in Phase mit der Grundwelle der Kopfabsenkung, so zeigt das Pferd eine Stützbeinlahmheit auf der linken Vorderextremität. Sind die Grundwellen außer Phase, so geht das Pferd vorne rechts lahm. Per definitionem bedeutet ein negatives Vorzeichen eine Lahmheit links, ein positives Vorzeichen eine Lahmheit rechts.

Das Gleiche gilt für die Hinterextremität. Die Grundwelle der Absenkung der schmerzhaften Extremität ist außer Phase mit der Grundwelle der Kreuzbeinabsenkung. Dient der rechte Vorderhuf als Referenz, so fußt gleichzeitig mit ihm die linke Hinterextremität. Ist die Grundwelle des rechten Vorderhufes in Phase mit der Grundwelle der Kreuzbeinabsenkung, so zeigt das Pferd eine Stützbeinlahmheit der rechten Hinterextremität.

Schrittlänge (m)
Als Schrittlänge bezeichnet man die Länge des Bewegungszyklus, von der Fußung der rechten Vorderextremität bis zur nächsten Fußung der rechten Vorderextremität, die eine Extremität während des Vorschwingens zurücklegt.
Die Fußung der rechten Vorderextremität ist dann gegeben, wenn die Horizontalgeschwindigkeit der Messstelle am Huf kleiner als 0,3 m/s ist.

Aufrichtung (°)
Die Aufrichtung wurde durch die Winkel in der sagittalen Ebene aus den Mittelwerten der Marker von Os sacrum 1, Kopf 1 und Kopf 2 errechnet (siehe Abbildung 2). Der Winkel 1 zwischen Os Sacrum 1, Kopf 2 und der Waagrechten zeigt, wo sich der höchste Punkt des Pferdekopfes befindet, und der Winkel 2 zwischen Kopf 1 , Kopf 2 und Os sacrum 1 verdeutlicht, ob sich das Pferd vor, in oder hinter der Senkrechten befindet.

Abbildung 2: Winkel der Aufrichtung
Abbildung 2: Winkel der Aufrichtung

 

Untertritt und Kreuzbeinabsenkung (°)
Der Untertritt wurde durch die Winkel in der sagittalen Ebene zwischen den Markern von Os sacrum 1, Os sacrum 2 und des hinteren Fesselgelenkes bestimmt (siehe Abbildung 3). Dabei wurde das Minimum, das ist jener Winkel, an dem die Hinterextremität am weitesten vorgreift, festgestellt und der Wert der Absenkung des Kreuzbeines (Os sacrum 1 und 2, siehe Abbildung 3, Pfeil) von der Waagrechten zum gleichen Zeitpunkt ermittelt.

Abbildung 3: Winkel des Untertrittes und der Kreuzbeinabsenkung
Abbildung 3: Winkel des Untertrittes und der Kreuzbeinabsenkung

 

Vertikale Bewegung des Fesselgelenkes (mm)
Für die Berechnung der Fesselgelenksbewegung wurden die rechten Fesselgelenke der Vorderextremität und der Hinterextremität herangezogen. Die Bewegung des Fesselkopfes wurden aus der Differenz des Maximums und des Minimums der vertikalen Bewegung des Fesselgelenkes ermittelt.

Dauer der Stützbeinphase (s)
Ist die Zeit zwischen dem Fußungsbeginn und dem Fußungsende der rechten Vorder- und Hinterextremität, d. h. wenn die Horizontalgeschwindigkeit der Messstelle am Huf kleiner als 0,3 m/s ist.

Normierung
Da die Symmetrie, die Schrittlänge, der Untertritt, die Kreuzbeinabsenkung, die vertikale Bewegung des Fesselgelenks und die Dauer der Stützbeinphase von der Geschwindigkeit abhängen, wurden die Daten auf die jeweilige Geschwindigkeit des an der Hand vorgeführten Pferdes bezogen (Wert/jeweilige Geschwindigkeit unter dem Reiter*Geschwindigkeit an der Hand).

Die Symmetrie, die Schrittlänge und die vertikale Bewegung des Fesselgelenks nehmen mit der Geschwindigkeit zu, der Untertritt, die Kreuzbeinabsenkung und die Dauer der Stützbeinphase nehmen mit der Geschwindigkeit ab.

 

Statistische Untersuchungsmethoden
Aus den erhobenen Daten wurden die Mittelwerte und die Standardabweichungen errechnet, nachdem die Ausreißer, die größer als der Mittelwert plus das 1,5 fache der Standardabweichung waren, entfernt worden waren.
Die Ergebnisse der kinematischen Untersuchungen wurden nach Prüfung der Normalverteilung (Kolgomorov-Smirnov-Test) mit Hilfe des t-Tests für abhängige Stichproben (BÜHL u. ZÖFEL, 1994) intraindividuell auf statistische Signifikanzen in folgenden Paarungen getestet: Ohne Reiter/Reiter 1, Ohne Reiter/Reiter 2 und Reiter1/Reiter 2.

ERGEBNISSE

Im folgenden sind nur einzelne Gesamtergebnisse aufgeführt:

Diagramm 21: Mittelwerte und SD der Geschwindigkeit aller Pferde
Diagramm 21: Mittelwerte und SD der Geschwindigkeit aller Pferde

Es zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen den Pferden, die an der Hand vorgetrabt wurden, und den Pferden unter Reiter 1, sowie zwischen den Pferden unter beiden Reitern. Unter dem Reiter 1 trabten die Pferde signifikant am langsamsten.

Diagramm 24: Mittelwerte und SD der Schrittlängen aller Pferde
Diagramm 24: Mittelwerte und SD der Schrittlängen aller Pferde

Es bestanden signifikante Unterschiede zwischen den an der Hand vorgeführten Pferden und den Pferden unter Reiter 1, und zwischen den Pferden unter beiden Reitern. Die von Reiter 1 gerittenen Pferde machten die kürzesten Schritte.

Diagramm 25: Mittelwerte und SD der normierten Schrittlängen aller Pferde
Diagramm 25: Mittelwerte und SD der normierten Schrittlängen aller Pferde

Nach der Normierung hoben sich die Unterschiede auf.

Zur übersichtlicheren Darstellung der Daten werden die Winkelverhältnisse in der Abbildung 4 dargestellt.

 

Abbildung 4: Mittelwerte der Kopfhaltung aller Pferde:
Abbildung 4: Mittelwerte der Kopfhaltung aller Pferde:

Die an der Hand vorgetrabten Pferde (ohne Reiter) nahmen eine frei gewählte Haltung ein.
Die von Reiter 1 gerittenen Pferde hoben den Kopf und verkleinerten den Winkel 2.
Die Pferde unter Reiter 2 hatten die von der FEI geforderte Haltung. Das Genick befand sich am höchsten Punkt und die Nasenlinie war leicht vor der Senkrechten.

Diagramm 33: Mittelwerte und SD der Dauer der Stützbeinphase aller Pferde
Diagramm 33: Mittelwerte und SD der Dauer der Stützbeinphase aller Pferde

An der Vorderextremität bestand ein Unterschied zwischen den Pferden unter beiden Reitern und zwischen den ungerittenen Pferden und den Pferden unter Reiter 1, wobei die Pferde unter Reiter 1 am längsten stützten. An der Hinterextremität war der Unterschied nur zwischen den reiterlosen Pferden und den Pferden unter Reiter 1 gegeben.

Diagramm 34: Mittelwerte und SD der normierten Dauer der Stützbeinphase aller Pferde
Diagramm 34: Mittelwerte und SD der normierten Dauer der Stützbeinphase aller Pferde

Nach der Normierung ergab sich für die Vorderextremittät ein Unterschied zwischen den gerittenen und den ungerittenen Pferden, wobei die gerittenen Pferde eine längere Stützbeinphase zeigten. An der Hinterextremität bestand ein signifikanter Unterschied zwischen den Pferden unter Reiter 1 und Reiter 2 und den ungerittenen Pferden. Die Stützbeinphasen der von Reiter 2 gerittenen Pferde waren am signifikant längsten.

DISKUSSION

In der vorliegenden Arbeit zeigte sich, dass der Einfluss des Reiters auf das Gangbild des Pferdes größtenteils auf die Geschwindigkeit zurückzuführen ist, welches durch die Normierung der einzelnen Variablen auf die Geschwindigkeit des an der Hand vorgetrabten Pferdes bestätigt wurde.

Geschwindigkeit
Die Geschwindigkeit hat ausschlaggebenden Einfluss auf die Symmetrie, die Schrittlänge, den Untertritt, die Kreuzbeinabsenkung, die vertikale Bewegung des Fesselgelenkes und die Dauer der Stützbeinphase.

Diese Ergebnisse stimmen mit den Arbeiten zahlreicher Autoren überein:

In der vorliegenden Arbeit wird angenommen, dass die an der Hand vorgetrabten Pferde die für sie optimale Geschwindigkeit wählten. Die Pferde unter Reiter 2 gingen mit der gleichen Geschwindigkeit wie die ungerittenen Pferde, also im jeweiligen optimalen Geschwindigkeitsbereich. Während die Pferde unter Reiter 1 signifikant langsamer trabten als die Pferde unter Reiter 2. Somit kann angenommen werden, dass sich die Pferde unter Reiter 2 näher dem ausgeglichenen Zustand befanden als unter Reiter 1.

Die FEI (1995) definiert: "Schwung ist die Umwandlung der wohl kontrollierten, propulsiven Energie, die von der Hinterhand des Pferdes erzeugt wird, in eine athletische Vorwärtsbewegung des Pferdes. Der Schwung wird durch einen weichen und schwingenden Pferderücken, kontrolliert durch den leichten Kontakt mit der Hand des Reiters, charakterisiert. Im Gegensatz dazu steht die Geschwindigkeit, die selbst wenig mit Schwung zu tun hat. Durch schnelleres Vorwärtsreiten wird meistens ein Abflachen der Gänge erreicht."
Der in der vorliegenden Arbeit verwendete Begriff der Geschwindigkeit kann nicht mit der oben genannten Definition der FEI (1995) gleichgesetzt werden, da die Pferde unter Reiter 2 zwar schneller gingen als die Pferde unter Reiter 1, aber durch ihre Aufrichtung und die Verlängerung der Dauer der Stützbeinphase auf eine höhere Versammlung schließen lassen. Hier würde meiner Erkenntnis nach der Begriff „Schwung“ eher zutreffen.

Schrittlänge und Dauer der Stützbeinphase
Die Ergebnisse in der vorliegenden Arbeit haben aufgrund der Normierung gezeigt, dass die Schrittlänge und die Dauer der Stützbeinphase von der Geschwindigkeit beeinflusst werden. Die Schrittlänge nimmt mit der Geschwindigkeit zu, die Dauer der Stützbeinphase ab.
Diese Ergebnisse decken sich mit den Arbeiten von STREITLEIN u. PREUSCHOFT (1987), DEUEL u. PARK (1990) und CLAYTON (1994) für gerittene Pferde.

An ungerittenen Pferden stellten SCHWARZ (1971), DREVEMO et al. (1980 a, b), LEACH u. CYMBALUK (1986) und WITTE et al. (1995 a, b) fest, dass hauptsächlich durch eine Vergrößerung der Schrittlänge eine Geschwindigkeitserhöhung erreicht wird.

Vertikale Bewegung des Fesselgelenkes
STREITLEIN und PREUSCHOFT (1987) verwendeten als Ausdruck der Versammlung die maximale Tritthöhe, die die Differenz zwischen der größten und kleinsten Höhe des Fesselkopfes über dem Boden darstellt. Auch in dieser Studie wurde die maximale Tritthöhe durch die vertikale Bewegung des Fesselgelenkes bestimmt.
Im Gegensatz zu STREITLEIN und PREUSCHOFT (1987), die an der Vorderextremität eine größere Bewegung des Fesselkopfes als an der Hinterextremität gemessen haben, welche durch die Anatomie des Pferdes begründet wurde, zeigte sich in den vorliegenden Ergebnissen immer eine annähernd gleiche vertikale Auslenkung des Fesselkopfes der Vorder- und Hinterextremität.

Als Ursache hiefür kommt der Untergrund, auf dem die Pferde geritten wurden, in Frage. Während unsere Messungen auf Sand durchgeführt wurden, machten STREITLEIN und PREUSCHOFT (1987) in ihrer Arbeit keine näheren Angaben über den Boden. Auch über das Gewicht des Reiters und den Versammlungsgrad des Pferdes wurden keine Aussagen getroffen, daher kommen auch sie als variable Einflussfaktoren auf die Verteilung der Belastung in Frage.

Die vertikale Bewegung ist von der Geschwindigkeit abhängig. Der nach der Normierung verbleibende Unterschied zwischen gerittenen und ungerittenen Pferden ist durch die Gewichtsbelastung des Reiters bedingt. Das Gewicht beider Reiter scheint einigermaßen gleich auf Vorder- und Hinterextremität verteilt zu werden (Zunahme der vertikalen Bewegung des Fesselgelenkes an der Vorderextremität: 10 cm bei Reiter 1, 8 cm bei Reiter 2, Zunahme der vertikalen Bewegung des Fesselgelenkes an der Hinterextremität: 13 cm bei Reiter 1, 11 cm bei Reiter 2).
Diese Ergebnisse stehen im Gegensatz zur Reitliteratur (PODHAJSKY, 1965, SEUNIG, 1996, STEINBRECHT, 1966), in der angeführt wird, dass die Vorderbeine von Natur aus mehr belastet werden als die Hinterbeine und dass die Vorhand zusätzlich durch das Gewicht des Reiters belastet wird als die Hinterhand.
Die durch zahlreiche Parameter dokumentierte Versammlung unter dem besseren Reiter hatte demnach keinen Einfluss auf die vertikale Auslenkung der Fesselgelenkes der Vorder- und Hinterextremität.

Trab
Anhand der Ergebnisse von STREITLEIN und PREUSCHOFT (1987) zeigte sich, dass zur Kennzeichnung des Trabes aufgrund der hohen Korrelation von Geschwindigkeit, Trittlänge, Schwingdauer, Schwebedauer und maximaler Tritthöhe, die Erfassung von nur einem der genannten Kriterien notwendig ist.

Die FEI (1995) beurteilt die Qualität des Trabes nach dem Allgemeineindruck, der Regelmäßigkeit und Elastizität der Schritte, die von einem schwingenden Rücken und einer aktiven Hinterhand herrühren, und der Fähigkeit, denselben Rhythmus und die natürliche Balance beizubehalten, auch während der Übergänge von einem Trab in einen anderen. Um diese Kriterien überprüfen zu können, dürfte nach den vorliegenden Ergebnissen zusätzlich zu einem der oben genannten Parameter zumindest die Dauer der Stützbeinphase oder die Aufrichtung nötig sein. Diese Variablen sind notwendig, um das schwungvolle Vorwärtsgehen und die Versammlung zu dokumentieren, die die Grundvoraussetzungen für einen schwingenden Rücken darstellen.

HOLMSTRÖM, FREDRICSON u. DREVEMO (1995) haben sich mit der Versammlung im Trab an der Hand (durchschnittliche Geschwindigkeit von 3,88 m/s, SD = 0,56 m/s), im Arbeitstrab (durchschnittliche Geschwindigkeit von 3,07 m/s, SD = 0,14 m/s), im versammelten Trab (durchschnittliche Geschwindigkeit von 2,64 m/s, SD = 0,15 m/s), sowie in Piaffe und Passage beschäftigt.
In der vorliegenden Untersuchung wurden die Pferde im Arbeitstrab oder versammelten Trab, je nach Ausbildungsstand, vorgestellt. Dabei zeigten die Pferde unter Reiter 1 eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 3,18 m/s ( SD = 0,20 m/s), die dem Arbeitstrab in der oben genannten Arbeit entspricht, und unter Reiter 2 eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 
3,43 m/s ( SD = 0,19 m/s). Trotz dieser geringen Geschwindigkeitsunterschiede konnten Änderungen in der Versammlung festgestellt werden.

Untertritt
In der Arbeit von STREITLEIN und PREUSCHOFT (1987) hat sich gezeigt, dass die Hüfte mit zunehmender Geschwindigkeit weiter nach unten verlagert wurde als der Sattelpunkt, d. h., dass mit einer Verstärkung des Tempos die Hinterhand vermehrt unter den Schwerpunkt gesetzt wurde, auch erkennbar durch das Übertreten der Hinterhand.
Diese Erkenntnis deckt sich mit den vorliegenden Ergebnissen. Die Pferde traten unter Reiter 2 nach Normierung auf die Geschwindigkeit des an der Hand vorgetrabten Pferdes sogar kürzer als unter Reiter 1. Das zeigt, dass das vermehrte Untertreten bei einer höheren Geschwindigkeit durch die Erhöhung der Schrittlänge und nicht durch die Erhöhung der Versammlung bedingt ist. Das geringere Vortreten der Hinterextremität mit zunehmender Versammlung dürfte durch die steilere Stellung des Kreuzbeines bedingt sein. Dadurch wird das Schwingen der Hinterextremität eingeschränkt.

Versammlung
In der vorliegenden Arbeit äußerte sich die Zunahme der Versammlung durch eine relative Verlängerung der Dauer der Stützbeinphase an der Hinterextremität. HOLMSTRÖM, FREDRICSON und DREVEMO (1995) kamen zu dem gleichen Ergebnis. Sie zeigten aber auch, dass die Zunahme der Versammlung zwangsläufig mit einer Abnahme der Geschwindigkeit und der Schrittlänge verbunden ist.
Die vorliegende Untersuchung zeigt, dass mit zunehmender Versammlung auch eine Erhöhung der Geschwindigkeit möglich ist, wenn die gleichen Trabquälitäten verglichen werden.

Auch zeigte sich, dass sich eine zunehmende Versammlung nicht in einem vermehrten Untertreten der Hinterextremität äußert, sondern dass vielmehr die Hinterextremität über eine längere Zeit das Gewicht trägt, resultierend in einer Verlängerung der Dauer der Stützbeinphase. Dies führt wahrscheinlich zu einer Verkürzung der Extremität vom Huf bis zum Knie, wie auch HJERTEN, DREVEMO u. ERIKSSON (1994) gezeigt haben. HOLMSTRÖM, FREDRICSON und DREVEMO (1995) vertraten auch diese Meinung. Auch STEIN-BRECHT (1966) meinte, dass der Schwung von den federnden Gelenken der Hinterbeinen ausgeht. Je mehr diese dabei den Körper nach aufwärts abfedern, umso mehr Last nehmen sie vorher auf und entlasten dadurch die Vorderbeine. Dazu müssen sie sich beim Stützen in ihren proximalen Gelenken beugen, wodurch die Hinterhand gesenkt wird.
Das in der Reitliteratur (PODHAJSKY,1965, BOLDT, 1978 und MÜSELER, 1981) geforderte vermehrte Untertreten der Hinterhand kann daher nur über eine Erhöhung der Geschwindigkeit erreicht werden.

Kreuzbeinabsenkung
In der vorliegenden Studie wurde die Kreuzbeinabsenkung untersucht. Die Kreuzbeinabsenkung ist gewichtsabhängig, das Kreuzbein wird unter Gewichtsbelastung flacher gestellt.
In der Arbeit von HOLMSTRÖM, FREDERICSON und DREVEMO (1994) zeigten die Hengste mit guten Trabwertnoten eine größere Absenkung in der Beckenwinkelung, d. h. dass das Becken flacher gestellt war. Ein Kriterium für die Trabqualität ist der Raumgriff. Pferde mit großem Raumgriff (große Schrittlänge und höhere Geschwindigkeit) werden besser bewertet. Es ist anzunehmen, dass Pferde die mit höherer Geschwindigkeit gehen eine geringere Winkelung des Kreuzbeines zeigen.
Unter der Annahme, dass die Kreuzbeinabsenkung mit zunehmender Geschwindigkeit kleiner wird, wurden die Ergebnisse auf die Geschwindigkeit der an der Hand vorgetrabten Pferde normiert. Die Pferde unter Reiter 2 zeigten eine größere Absenkung des Kreuzbeines und traten weniger weit unter den Pferdekörper als die Pferde unter Reiter 1.
Diese Ergebnisse zeigen, dass ein flacher stehendes Becken der Hinterextremität größere Schwingungen erlaubt.

Aufrichtung
SEUNIG (1996) bezeichnete die Aufrichtung als ein Kennzeichen und eine Weiterentwicklung der Versammlung. PODHAJSKY (1965) verstand unter Aufrichtung das Höhertragen des Pferdehalses bei Beibehaltung der Kopfstellung. Sie stellt sich bei Erhöhung der richtigen Versammlung von selbst ein. Eine richtige Aufrichtung entsteht sowohl durch das Höhertragen des Kopfes als auch durch das Absenken der Nachhand. Sie ist in den verkürzten Gängen und bei fortgeschrittener Ausbildung höher als in den verstärkten Gängen und bei jungen Pferden.

Ein Kriterium für die Versammlung in dieser Untersuchung war die Aufrichtung, die nicht auf die Geschwindigkeit normiert wurde, da die Kopfhaltung hauptsächlich vom Reiter durch sein Gewicht und seine Hand beeinflusst wird.

Die Unterschiede in der Aufrichtung der Pferde unter den Reitern begründen sich in der aktiven und passiven Einwirkung des Reiters.
BOLDT (1978) meinte, dass wenn das Pferd taktmäßig geht und der Reiter zum Treiben kommt, so entspannt das Pferd bei tiefer Halseinstellung seine Hals- und Rückenmuskulatur, und die Hinterhand kann vermehrt herangeholt werden. Die Bewegungen werden raumgreifender. Man erkennt die Losgelassenheit am schwingenden Rücken des Pferdes, der dem Reiter einen tiefen und geschmeidigen Sitz ermöglicht. Je mehr der Schwung entwickelt ist und je mehr die Hinterhand damit die Last aufnimmt, desto feiner wird auch die Anlehnung. Das Pferd braucht den Zügel nicht mehr als Gleichgewichtsstütze, es trägt sich alleine.

In der vorliegenden Arbeit wichen die Pferde unter Reiter 1 seinem Gewicht aus. Der Reiter kam nicht zum Sitzen und konnte dadurch nur mangelhaft auf die Pferde einwirken. Da weder die treibenden noch die haltenden Hilfen in ausreichendem Maß vorhanden waren, entstand weder Schub noch Anlehnung und die Pferde konnten nicht im Rücken schwingen.

Unter dem Reiter 2 zeigten die Pferde eine bessere Anlehnung, die durch das Heranreiten an die Hand erzeugt wurde. Die Pferde gingen losgelassen, trugen sich selbst und schwangen im Rücken, wodurch der Reiter zum Sitzen kam.
Die FEI (1995) definiert in ihren Richtlinien die Position des Kopfes und des Halses. Sie sollte gekennzeichnet sein durch einen freien, erhobenen Hals, eine harmonische Kurve vom Widerrist zum Kopf, mit dem Genick als höchstem Punkt und der Nasenlinie leicht vor der Senkrechten. In der vorliegenden Untersuchung wurden diese Forderungen bei den Pferden unter Reiter 2 erfüllt.

Symmetrie
Die geringen Unterschiede in der Asymmetrie- bzw. Lahmheitsbeurteilung sind auf das nicht einheitliche Untersuchungsmaterial zurückzuführen.
Bei den Symmetriewerten der einzelnen Pferde für die Vorderextremität ergaben sich bei 
6 Pferden signifikante Unterschiede (p < 0,05) zwischen den beiden Reitern. An der Hinterextremität ergab sich bei einem Pferd ein signifikanter Unterschied (p < 0,05).
Diese Unterschiede könnten auf einer Abweichung von der optimalen Geschwindigkeit beruhen, wie schon SENN (1986) gezeigt hat, der die unterschiedlichen Ausgleichsbewegungen bei einzelnen Pferden auf eine außerhalb des optimalen Bereiches liegende Geschwindigkeit zurückgeführt hat.

Ein weiterer Grund für die unterschiedlichen Symmetriewerte könnte in der Händigkeit liegen. GRZIMEK (1949), BAYER (1973), DREVEMO et al. (1987) und DEUEL u. PARK (1990) haben die Bevorzugung einer Hand ausführlich demonstriert.
In der vorliegenden Arbeit wurden die Pferde nur auf der rechten Hand vorgestellt. Die Pferde unter Reiter 2 waren rechts gestellt und gebogen, während das bei den Pferden unter Reiter 1 nicht immer der Fall war. Somit könnte es durch diese Abweichung von der bevorzugten physiologischen Asymmetrie zu einer Beeinflussung der Symmetriewerte kommen.

MAYR (1996) und PEHAM et al. (1998) zeigten, dass das Erscheinungsbild einer Lahmheit im Trab geschwindigkeitsabhängig ist und dass eine optimale Laufbandgeschwindigkeit zur Lahmheitsbeurteilung existiert. 
In der vorliegenden Arbeit ergab die Normierung der Asymmetrie auf die Trabgeschwindigkeit des an der Hand vorgeführten Pferdes keine Änderungen in der Symmetriebewertung.

In der Reitliteratur gibt es zahlreiche Hinweise auf den Einfluss des Reiters auf die Symmetrie.
So haben BITTNER (1926), WITTMANN (1931), BOLDT (1978), BÜRGER (1982), STAKKELBERG (1983) und SCHRAMM (1983) die falsche Einwirkung des Reiters mit der Hand ohne gleichzeitige treibende Kreuz- und Schenkelhilfe, die Überforderung junger Pferde und falsche Sattelung für die Entstehung von Lahmheiten (Taktstörungen) verantwortlich gemacht. Auch STREITLEIN und PREUSCHOFT (1987) machten den Reiter für Änderungen am Gangbild verantwortlich. 
PODHAJSKY (1965) meinte, dass dem Oberkörper eine wichtige Vermittlerrolle zwischen Zügel- und Schenkelhilfen zukommt. Er muss unabhängig von beiden am Pferderücken ausbalanciert sein. Somit könnte ein weiterer Grund für die Änderungen in der Symmetrie auch im nicht ausbalancierten Sitz des Reiters zu suchen sein, da das Pferd in seiner gleichmäßigen Fortbewegung gestört wird.

Die vorliegenden Daten können diesen Einfluss in Einzelfällen bestätigen. 

Die Differenzen in der Lahmheitsbeurteilung zwischen der Spektralanalyse und den Tierärzten bei einigen Pferden sind auf die unterschiedlichen Bodenverhältnisse zurückzuführen. Die Messungen fanden auf Sand statt, um möglichst praxisnahe Bedingungen zu schaffen. Während die Beurteilung an der Hand auf hartem Boden durchgeführt wurde.
Schon 1931 hat WITTMANN zur Diagnose von Stützbeinlahmheiten das Vorführen auf hartem Boden und für Hangbeinlahmheiten das Vorführen auf weichem Boden empfohlen.

In der vorliegenden Arbeit wurde das von PEHAM (1994) für die Vorderextremität am Laufband entwickelte Bewertungsschema auch zur Symmetriebewertung der Hinterextremität verwendet.

Für die Filtermethode der Spektralanalyse ist die Kontinuität der Bewegungskurve über mehrere Bewegungszyklen vorteilhaft (PEHAM et al., 1996).
In der vorliegenden Arbeit konnten pro Durchlauf maximal drei aufeinanderfolgende Bewegungszyklen gemessen werden und so entstand ein Versatz zwischen den einzelnen Durchläufen. Daher musste ein einfacher Differenzfilter verwendet werden.

5.10. Schlussfolgerungen
Der Reiter beeinflusst das Gangbild hauptsächlich über die Geschwindigkeit.
Die Geschwindigkeit hat maßgeblichen Einfluss auf die Schrittlänge, den Untertritt, die vertikale Bewegung des Fesselgelenkes und die Dauer der Stützbeinphase. Mit zunehmender Geschwindigkeit vergrößert sich die Schrittlänge und die vertikale Bewegung des Fesselgelenkes, die Pferde treten weiter unter den Körper und die Dauer der Stützbeinphase verkleinert sich.

Die zunehmende Versammlung des gerittenen Pferdes führt zu einer Änderung in der Aufrichtung des Pferdekopfes. Das Genick stellt den höchsten Punkt des Pferdekörpers dar und die Nasenlinie befindet sich vor der Senkrechten. Das Pferd tritt nicht weiter unter den Körper, sondern trägt das gleiche Gewicht über eine längere Zeit auf der Hinterextremität, resultierend in einer Verlängerung der Dauer der Stützbeinphase. Weiters kommt es zu einer Absenkung des Kreuzbeines.